Die Strahlenburg und die Familie Erdmann und Lauer
Ausschnitt Familienstammbaum von Hermann Brunn (Autor 1200 Jahre Schriesheim)
Die Geschichte der Strahlenburg in den letzten 200 Jahren
Jakob Erdmann (1826 – 1905) war Landwirt in Schriesheim und stand im Dienst des Grafen von Oberndorff, um den Schlossberg, die Strahlenburg und weitere Ländereien zu pflegen.
Sein Sohn Jakob (geb. 1871) folgte dem Vater und war bereits „gastronomisch“ tätig. Er verkaufte an Wochenenden Vesper und Getränke an Wanderer und Ausflügler. Nach Erzählungen transportierte er vorher die Sachen zu Fuß in einem Wäschekorb von Schriesheim auf die Burg. Das Geschäft lief wohl gut und es wurde eine erste kleine, wetterfeste Lokalität zum Lagern errichtet. Noch heute ist der kleine Ziegelsteinschuppen, rechts vom Turmeingang vorhanden (auch im Bild von 1900). Der Sohn Jakob war wohl eine typische Unternehmernatur. Als Schneidermeister, der er auch war, nähte er auf der Burg Militärmäntel für den Ersten Weltkrieg. Und schließlich kaufte Jakob im Jahr 1933 vom Besitzer Graf Oberndorff die Burg, mit davor befindlichen Weinberg, dem sog. Schlossberg und weitere anliegende Grundstücke ab. Jakobs Tochter Frieda Erdmann heiratete 1920 meinen Opa Friedrich „Fritz“ Lauer und so kam der Name Lauer zur Strahlenburg.
„Fritz“ war Architekt und baute in Schriesheim Wohnhäuser. Dem einen oder anderen auch bekannt, die markante Erweiterung des Tanzsaals des ehemaligen Gasthauses „Rose“ in der Talstraße. Mangels Platzes wurde der Anbau freitragend über den Kanzelbach gebaut. Auch machte er als Architekt die Burg wieder bewohnbar, das Lokal wurde gebaut und die Familie Lauer zog in den 30er-Jahren von der Heidelberger Strasse 37 auf die Strahlenburg. Seine Frau Frieda war diejenige, die jetzt die Strahlenburg zu einem in Schriesheim etablierten Gasthaus machte.
Frieda war wohl eine sehr durchsetzungsstarke Frau. Eine, die nach Erzählungen auch vor angetrunkenen Steinbrucharbeitern nicht zurückschreckte. Denn nach harter Arbeit im Schriesheimer Steinbruch, war die Burg auf dem Weg nach Hause, für manche die erste Etappe für ein kaltes Bier. Jedenfalls haben uns Enkel die Erzählungen über die „Strahlenburg Oma“ sehr beeindruckt. Ihr Ehemann Fritz ging hauptsächlich seinem Beruf nach und war gastronomisch eher der Unterstützer.
Von den drei Söhnen Karl, Kurt und Heinz war es Heinz, der jüngste, der die Gastronomie und damals auch Hotel mit fünf Gästezimmern fortführte. 1963 wurde umgebaut. Der „Blaue Salon“, ein Kaminzimmer für Hochzeiten und Gesellschaften und die darüber liegende 2 Etagenwohnung für meinen Onkel Heinz und Familie entstand neu. Das Lokal, also der ehemalige Hauptgastraum, wurde neu gestaltet, ebenso der Glasbau (Burgsaal), der Gebäudeteil mit dem schönen Ausblick auf Schriesheim, den Branich und die ganze Rheinebene.
Von den beiden übereinander liegenden Wohnungen der Brüder Karl und Kurt wurde nach deren Auszug 1966 nur die untere als Büro und Wirtschaftsraum genutzt. Die oberste Etage, also die Wohnung meiner Kindheit, liegt seitdem brach. Kurz vor dem Tod von Heinz Lauer 2001 übernahmen sein langjähriger Koch Ludger Evers und Frau Irmschweiler die Gastronomie und führten diese bis zum Ruhestand 2022 erfolgreich weiter.
Die aktuelle Situation
Im Jahr 2023 verkaufte die Witwe von Heinz Lauer einen Teil der Burg an einen Heidelberger Bauunternehmer. Der Versuch einer Neuverpachtung scheiterte, weil dieser ein anderes Konzept verfolgte und keine Einigung, im Sinne einer Weiterführung der Gastronomie in ihrer bisherigen Form, erzielt werden konnte. Der Verkauf der Burg ist jetzt die Konsequenz.
Wir bedauern diese Entwicklung sehr. Die Strahlenburg ist ein prägender Bestandteil unserer Familiengeschichte. Der Burg selbst ist das Procedere bekannt: Einer geht, einer kommt. Wir hoffen, auch wenn sich unsere Wege hier trennen, dass die weitere Entwicklung der Strahlenburg als Wahrzeichen der Stadt Schriesheim sich als positiv erweisen wird.
Gilbert Lauer